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Anreise:
Nach über 25 Stunden Reise sind wir in Lima zwar müde aber voller
Erwartung angekommen. Nach einem Bier und einer Suppe fielen wir im Hotel
Roosevelt todmüde ins Bett. Am nächsten Tag ging es schon wieder
früh los in Richtung Huaraz. Auf der Panamericano war es erst diesig,
dann neblig. Erst als wir in die Berge kamen, schaute die Sonne heraus.
Nachdem wir den 4200m hohen Conococha-Pass überquert hatten, erreichten
wir nach über 10 Stunden Busfahrt am Abend Huaraz.
Heute machten wir eine Akklimatisationstour ins Pachacota-Tal auf über
4000m Höhe. Das Wetter ist hier oben tagsüber angenehm warm,
in der Sonne sogar heiss, aber es weht immer ein kühler Wind. Hier
gibt es eine einmalige Besonderheit, eine Algarvenart, die Puya Raimundi
Diese Algarven können bis zu 100 Jahre alt werden, blühen aber
nur ein einziges mal.
Morgen früh geht es nun los zum Alpamayo, d.h. wir werden uns erst
in 10 Tagen wieder melden.
Bis dann
Euer Alois und
Regine
1.
Teil der Expedition - Besteigung des Alpamayo- erfolgreich beendet.
Vier
Stunden abenteuerliche Busfahrt, 30 Personen im Bus, Rückbank bis
unters Dach vollgepackt, das Dach ca. 1,5 m hoch mit Gepäckstücken
beladen, mehrere Stops, da Gepaeckstücke von zu tief hängenden
Kabeln abgestreift wurden - so erreichten wir Cashapampa, von wo aus wir
4 Stunden durch das schöne und heiße Santa Cruz Tal zum 1.
Lager aufstiegen. Am nächsten Tag erreichten wir das Basislager auf
4250 m, legten einen Ruhetag zur besseren Akklimatisation ein und stiegen
dann nach einer Nacht im sogenannten Moränenlager ins Hochlager -
5250 m Höhe - auf. Dort standen wir vor der respekteinflössenden
doch wunderschönen Wand des Alpamayo. |
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Es
war sofort klar, dass die am wenigsten schwere Ferrari-Route nicht möglich
ist, da, wie auch Alpin-Heft 8 beschrieben, eine riesige Schnee-Wächte
über der Route hängt. Die einzige und relativ sichere Alternative
ist die sogenannte Franzosen-Route. Je länger wir vor der Wand standen
und den Verlauf mit dem Fernglas betrachteten - Blankeis-Rinne, steile
Querung - desto größer wurde der Respekt vor der für morgen
geplanten Besteigung. Am Abend bei der Schlußbesprechung entschlossen
sich 5 Teilnehmer einen Besteigungsversuch zu wagen. Morgens um 1 Uhr
starteten Hajo, 3 peruanische Begleiter (Marcos, Holmes, Darwin) sowie
Eckhard, Helmut, Marcus, Markus und ich. Wir wollten bei Sonnenaufgang
am Gipfel sein. Da ein direkter Einstieg in die Franzosen-Route wegen
des nicht zu über-windenden breiten Bergschrundes nicht möglich
war, mußte erst bis zur ersten Schneebrücke (sehr schmal und
fast senkrecht) aufgestiegen werden. Nach Überklettern dieser Brücke
musste eine ca. 100 m lange, in ca. 65 Grad steilem Gelände befindliche
Querung gemeistert werden, um die Rinne zu erreichen. Von dort aus ging
es in die ca. 300 m hohe, meist aus Blankeis bestehende und ca. 65-70
Grad steile Rinne direkt zum Gipfel. Der noch etwas steilere Gipfelaufschwung
konnte dann im Schnee bewältigt werden. Um 5 Uhr erreichte ich in
der letzten von 3 Seilschaften nach 4 Std. totaler Anspannung und Konzentration
überglücklich den Gipfel. Sonnenaufgang ? - Von wegen! - Statt
dessen Nacht, Eiseskälte und starker Wind. Hajo beschwichtigte immer
wieder: "Gleich kommt die Sonne." Den 3 peruanischen Begleitern
war es noch kälter als uns. Sie machten ein Feuer mit Trockenspiritus,
zogen ihre Schuhe aus und wärmten ihre Füsse am offenen Feuer.
- Richtig romantisch - Lagerfeuer am Gipfel des Alpamayo! Trotz der immensen
Widrigkeiten blieb die Stimmung super. Ich zog Hajo auf: " Perfektes
Timing - wie geplant beim Sonnenaufgang am Gipfel." Er spontan zurück:
"Was kann ich dafür, dass ihr Pfeifen so schnell die Wand hochklettert."
Dann endlich Sonne, Foto-Time und dann schnell hinein in die Abseilpiste.
Dort hatte ich noch ein bißchen Glück, dass mir bei einer abgehenden
kleinen Eislawine ein Eisbrocken nur auf den rechten Oberschenkel krachte
und daß außer einer Prellung Gottseidank nichts weiter passierte.
Die anderen Teilnehmer bestiegen am nächsten Tag den 6036 m hohen
Quitaraju. Jetzt haben wir hier in Huaraz wieder einen Tag Erholung bevor
es morgen zum 2. Teil der Expedition, zum Huascaran, geht. Die Normalroute
zum Südgipfel ist wegen zu großer offener Spalten definitiv
nicht machbar. Wählen wir die eventuell mögliche, lange, steile
Alternativ-Route zum Südgipfel oder weichen wir zum etwas niedrigeren
Nordgipfel aus? Dies wird vor Ort entschieden. Es bleibt also weiterhin
spannend!
Bis bald.
Alois |
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2.
Teil der Expedition - Besteigung des Huascaran -
Wir sind wieder zurück im Hotel Casablanca in Huaras und die Spannung
ist einer freudigen Ausgelassenheit gewichen: GROSSER ERFOLG - alle 12
Expeditionsteilnehmer
und Hajo sowie die 3 peruanischen Begleiter standen am Dienstag, 09.08.
um 8 Uhr auf dem 6664 m hohen Nordgipfel des Huarascan. Und diesmal stimmte
sogar Hajos Timing: Statt Dunkelheit und Lagerfeuer erlebten wir einen
feuerroten Sonnenaufgang und hatten einen gigantischen Blick auf die gesamte
Cordillera Blanca ( Alpamayo, Quitaraju, Artesonraju, Santa Cruz und Nev.
Chopicalqui usw.)
Die Entscheidung, ob Süd-oder Nordgipfel, war schnell gefällt
gewesen, denn die alternative Route zum Südgipfel war wegen der zu
großen Gefahr von Eislawinen und vorhandenem Blankeis viel zu gefährlich
und deshalb nicht machbar. Wie wir später erfuhren, war bis jetzt
in diesem Jahr noch niemand am Südgipfel. Hajo traf mit großer
Voraussicht alle taktischen Vorkehrungen, damit alle Teilnehmer die bestmögliche
Chance hatten, den Gipfel zu erreichen, indem er ein weiteres Zwischenlager
auf 4800 m (Moränenlager oberhalb der Refugio Don Bosco) einplante.
Auch Regine mobilisierte alle Kräfte und stieg mit uns über
die glatten und steilen Gletscherschliffplatten bis zum Moränenlager
mit auf und verbrachte die folgenden 4 Tage in der Refugio beim Genießen
von herrlichen Sonnen-untergängen und bangem Warten auf unsere Rückkehr.
Über das Lager 1 in 5300 m Höhe, bereits im Gletscher, ging
es am folgenden Tag über den gefürchteten Eisbruch zum Lager
2 (5800 m Höhe), gefürchtet deshalb, weil wir ständig der
Gefahr von herabstürzenden Eislawinen aus Seracs und Eistürmen
ausgesetzt waren. Auch Gletscher-spalten mussten überwunden werden.
Hier galt die Devise: Nicht stehen bleiben, nicht fotografieren, sondern
zügig die Gefahrenzone verlassen.
Dann der ersehnte Gipfeltag:
Um 1 Uhr aufstehen, um 2 Uhr Start. Schon der erste Steilaufschwung forderte
viel Kraft, kontinuierlich ging es sehr steil und kraftraubend nach oben.
Es waren mehrere Spalten mit Abbrüchen zu überwinden, eine Spalte
mit einem 3 m hohen überhängenden Abbruch. Dies kostete so viel
Kraft, dass der eine oder andere das Gefühl hatte, am Ende zu sein.
Doch dann zeigte Hajo wieder sein enormes psychologisches Einfühlungsvermögen:
"Halt dei Gosch, so lange du noch reden kannst, kannst du auch laufen,"
war seine Hilfestellung einem Teilnehmer gegenüber. Dann zeigte sich
endlich der vermeintliche Gipfelaufschwung. Aber welche unendliche Enttäuschung,
es galt noch eine lange flache Querung zum Hauptgipfel zu schaffen. Hier
mussten die letzten Reserven mobilisiert werden. Dann das Ende der Qualen:
Der Gipfel war erreicht.
Abschließend ist zu sagen, dass der Nordgipfel viel schwerer zu
besteigen war als angenommen und als es noch vor Jahren der Fall gewesen
ist. Auch hier zeigen sich, wie bereits beim Alpamayo festgestellt, die
Auswirkungen der globalen Erwärmung (Rückgang der Gletscher,
größere Steilheit, Blankeis, Ausaperungen usw.)
Für den Erfolg der gesamten Expedition bedanke ich mich bei Hajo,
der durch seine großen menschlichen und fachlichen Qualitäten
dies alles erst möglich machte. Ich bedanke mich bei meiner Familie
und bei meinen Mitarbeitern, die es mir ermöglichen, solche Expeditionen
zu unternehmen.
Hallo
Ralf, danke für alles, Amical ist ein tolles Team!
Grüsse an alle, ab Freitag, den 19.08. bin ich wieder im Büro
und hoffe, meine hier gewonnenen positiven Energien ins Ingenieurbüro
einfließen lassen zu können.
Bis dann "Hasta luego"
Alois und Regine
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